La Tyrolienne, op. 37

vermittelt in reizvoller Abwechslung alpine Impressionen, angefangen bei der langsamen Einleitung, die einen majestätischen Sonnenaufgang zu beschwören scheint - und zwar mit einem Wechselspiel aus einer scheinbar aus dem Nichts kommenden, einstimmig fallenden Klaviermelodie, beantwortet vom alpinen Quartsext-Motiv der Flöte, mit gesteigertem Pathos in mehreren Anläufen zu orchestraler Fülle gelangend und in einem klischeehaft zuckersüßen Dominantseptnon-Akkord gipfelnd - über eine eingängige Ländlermelodie, die als klassisch achttaktig-periodisches Ritornell immer wieder in Erscheinung tritt, bis hin zu einer Jodler-Episode, die an touristische Jahrmarkts-Drehorgeln erinnert und den Zuhörer als schnaderhüpfelnder Ohrwurm im fröhlichen Tonika-Dominantsept-Karussell ständig begleiten wird: Edelkitsch vom Feinsten.

Bei aller Devotionalien- und Spielbuden-Volkstümlichkeit fasziniert jedoch Krähmers originelle Harmonik, dank derer ein ironisches Augenzwinkern jederzeit gegenwärtig bleibt. Und wie echte Bergkristalle auf dieser Gratwanderung zwischen musikalischem Salon-Souvenir und effektvollem Bravourstil glänzen diejenigen Zwischenspiele, die sehr authentischen Zither- und Hackbrettklang wie in traditioneller Stubenmusik entfalten.

Das Werk erschien in Krähmers Todesjahr 1837 bei Diabelli mit folgendem Titelblatt:
La Tyrolienne/RONDEAU/pour le/Csakan/avec accompagnement/de/Piano-Forte/Composé et dedié / à MONSIEUR ALESANDRE D´JSKRITSKY/ Lieutenant Colonel des armées Imp. Russes / et chevalier de plusieurs ordres / par Erneste Krähmer / Oeuv. 35/ VIENNE / Chez Ant. Diabelli / Graben No. 1133.

 

© Dr. Peer Findeisen